Nach der Ausgabe von Philipp Strauch.
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Seite enthält die Abschnitte:
Dô den fürsten wart geseit
der edeln kinde tobheit,
dô hêten si ouch ê gesant
zuo den fürsten in diu lant,
ob ieman west diu mær,
daz under in ein fürst wær,
der Takpreht wær genant,
daz man in daz tæt bekant.
der vant man nindert dheinen.
da von muosten si sich einen,
daz si disem guoten man
wæren all undertân.
si sprâchen alle gemein
ûz einem mund al ein:
‘sît iuch got hât her gesant,
sô sült ir herr sîn bekant.’
Takpreht sprach: ‘herr, disen spot
den müez iu vergeben got.’
ieglîcher zuo im sprach,
wann er gên im verjach:
‘zwâr ûf die triu mîn
ich wil niht lenger sust sîn.
ich bin hiut den dritten tac
zwâr ungezzen, ich enmac
niht lenger ez vertrîben,
ich enmac niht sust belîben.
ir müezet uns der bet gewern.
tuot ez schier und niht ungern!
sô ziehet ditz netz ab,
wan daz ist ein bœsiu hab!’
zehant man im kleider gewan,
wan man im der êren gan.
[nach oben]
Dô der herr Takpreht
gewan herren unde kneht,
die im dienstes wâren undertân,
er sprach: ‘welt ir niht rât hân,
ich müez iuwer herr sîn,
sô sweret all den willen mîn
leisten ze allen zîten
nâhen unde wîten.’
des swuoren si im alle
mit einem grôzen schalle.
[nach oben]
Einen hof gebôt er zehant
den fürsten allen in diu lant.
dô kômen ir dar ein michel schar,
daz sagt uns daz buoch für wâr.
daz gebôt er in gelîchen,
den armen und den rîchen,
daz si alliu lant
behielten ân roup und ân brant.
swer des niht entæte,
er solt daz wizzen stæte,
daz er in erzürnet sêr,
und benæm im lîp und êr.
dô in diu red wart bekant,
dô fuorn si heim in ir lant.
etlîcher sprach: ‘ez ist mir swær,
daz mir diser eirær
sol drouwen an daz houbt mîn.
ez muoz wol halbes umb in sîn,
daz er niht gern an mir siht.
durch in sô lâz ich sîn niht,
ich well rouben und brennen.
man muoz mich herren nennen.
mir ist sîn red swære,
des selben eirære.’
[nach oben]
Dâ mit huoben aber diu lant
starken roup unde brant.
daz wart geseit Takpreht.
er sprach: ‘ditz ist unreht.
süllen diu lant niht mit frid wesen,
sô lâz ich nieman niht genesen.’
dâ mit er einen hof zehant
gebôt über alliu lant,
daz si ze hof kæmen
und sîn red vernæmen
alle gemeinlîche,
arm unde riche,
die dem rîch wârn undertân
und fürsten namen solden hân.
dô si sîn botschaft
vernomen hêten und sîn kraft,
dô kâmen ir zwên und vierzic dar
mit rittern und mit breiter schar.
[nach oben]
Dô si all wâren komen
und daz der keiser hêt vernomen
und er si êrst an sach,
sîn wort er zorniclîchen sprach,
wan er sich hêt dar zuo bereit
mit harnasch und mit sicherheit;
er sprach: ‘ir herren gemein,
daz diu lant niht al ein
süllen von iu haben frid und suon,
dâ von wil ich iu kunt tuon,
daz ir müezet gevangen wesen.
iur einer mac niht genesen.
zehant hiez er gâhen,
die fürsten all vâhen.
er lie dô niht durch flêh noch bet,
er hiez den herren dâ ze stet
diu houbt ab slahen gemein.
ez was ir nindert dhein,
er muost sîn houbt vor im lân.
dâ von wart der selb man
gevorht alsô sêre,
daz ir dheiner mêre
getorst zerbrechen sîn gebot.
man vorht in sêrer dann got.
ez wart ouch frid übr alliu lant.
der frid von im wart bekant,
von dem herren Takpreht.
er macht all krümbe sleht.
des stuonden alliu rîche
mit frid bî im gelîche.
[nach oben]
Dannoch muost ze Rôm sîn
ein frumer künic hiez Constantîn
dar nâch rîchsen began,
als ich von im gelesen hân.
er wart niht geborn von rehter ê –
dar nâch geschach im vil wê –,
wan sîn vater hêt mit sinn
wol zweinzic friundinn.
under den allen was ein wîp,
diu hêt wol gestalten lîp,
und truoc bî im und muost gewinnen,
diu selb friundinne,
Constantîn den künic rîch:
daz sag ich iu sicherlîch,
diu was Helena genant
und was diu schœnst die man vant.
er hiez selber Constantînus,
dâ von schrîbt man in niht umb sus.
des gelouben was er ein heiden,
dâ von muost er von got scheiden.
[nach oben]
Von Constantîn sînem sun,
dâ von wil ich iu kunt tuon,
wie der ze Rôm lebte
und nâch êren strebte.
er was gar ein heiden.
dô begund im leiden
alliu unrehtikeit,
wan si was im leit.
er hêt ein hûsfrouwen guot,
diu truoc den jungen holden muot
unde liez sich minnen,
diu selb küniginne.
er liez sich niht betrâgen,
er begund sînen schrîber frâgen,
wan er was gewær.
er sprach: ‘die Augustînær,
die Augustus sluoc,
der hân ich gesehen genuoc.
dâ bî muoz man gedenkent sîn:
ich muoz haben pfenning, die sint mîn.
nû rât an, lieber schrîbær,
wie ich pfenning swær
gewinn; dû bist alsô kluoc.
nû schaff, daz ich ir hab genuoc.’
des wart der schrîbær frô.
er hiez graben münzîsen dô;
wol nach sînen sinnen
muost man si gewinnen.
[nach oben]
Nû hêt der schrîbær
einen bruoder mit swær,
der was an beiden füezen krump
und was ouch ein man tump.
er hêt ein kleinez kemerlîn,
dâ er muost inne sîn;
daz stuont under einer stieg.
sîn füez giengen sam ein wieg
über einander besunder.
doch was der krump tumber
dan ob er hiet ganzen lîp:
er warp umb des küniges wîp.
ze einen zîten daz geschach,
daz im diu künigin nâch sach.
si sprach: ‘schemler, nu bis gewert,
des dû dick hâst gegert.’
si wîst in in ein keller guot.
des was der schemler wolgemuot.
dâ pflâgen si des bettes spil;
nicht fürbaz ich ez sprechen wil.
daz triben si biz ûf die zît,
daz ez erschellet wart wît
und dem künig wart kunt getân.
do begund er mit in umbe gân
vil reht kündiclîche,
unz daz er sicherlîche
die frouwen vant und den krumben man
in einer kamer wol getân.
dô sprach er: ‘unsælic wîp,
wie habt ir iuwern verschamten lîp
geteilt mit einem sölichen man,
der niht engêt wan affen kan
reht als ein bœsiu krot!
ir habt zerbrochen mîn gebot.
des müezt ir, unsælic wîp,
mir hie lâzen iuwern lîp.’
er stach daz swert durch sie,
daz ez ze dem ruck ûz gie.
alsô wart im ân mâzen zorn,
er nam daz ros mit den sporn
ûf den gar krumben man,
daz er nie kam von dan.
er wart ze tôd ertreten sâ,
als man ez noch vindet dâ
ze Rôm stên an einem stein,
daz er im sîn krumbiu bein
zertrett mit dem rosse gar.
wer des niht geloub, der nem sîn war:
ze Rôm ez geworht stât,
als ez ein Rœmær würken bat.
[nach oben]
Dô daz erhôrt der schrîbær,
er sant hin zuo dem grabær,
der diu îsen hêt gegraben.
er sprach: ‘ich muoz ein anderz haben.
ditz îsen gevellet mir nihtc wol.
mîn herr wil ez niht haben für vol.
grabet mir ein îsen, daz dar an
stê, daz ein gewaltic man
ein scharpfez swert stach
durch sîn wîp und sich rach.’
er gedaht in sînem muot:
swâ die pfenning guot
werdent an dem bræch bekant,
sô wirt mîn herr geschant
und sîniu kleiniu kindelîn,
wan nieman giht, daz si sîn sîn.
zehant dô daz wart getân,
dô man daz braech sach an
an den pfenningen guot,
dô reit er dan mit frîem muot.
umb des küniges schant
muost er rûmen daz lant.
[nach oben]
Dannoch muost her Constantîn
zwâr ze Rôm gewaltic sîn.
doch got sant im einen zorn,
daz er wær lieber verlorn,
wan er wart zwâr
ûzsetzic gar.
dô er des an im innen wart,
dô wart niht langer gespart,
ez wart snelliclîch gesant
nâch fürstenmeistern zehant.
dô die selben arzât
kômen ze Rôm in die stat
für den künic Constantîn,
er sprach: ‘lât iu geklagt sîn
mînen siechtuom den ich hân.
mügt ir mir den understân,
zwâr ich mach iuch all rîch:
des swer ich iu sicherlîch.’
[nach oben]
Den meistern den wart leit,
daz si die ûzsetzikeit
an dem künige sâhen.
si jâhen: ‘wir süllen gâhen
und werden hie ze râte,
wie wir den künic drâte
bringen von sînem siechtuom;
des müezen wir immer haben frum.’
doch sprach ein meister under in:
‘ich wil iu sagen mînen sin:
mir ist daz vil wol kunt,
daz er nimmer wirt gesunt
wan von kleinen kindelîn;
der bluot muoz bî einander sîn,
dâ mit man in bestrîche,
sô weiz ich sicherlîche,
daz im der siechtuom zergât
und in an der stat lât.’
die kunst leiten si dem herren für.
der künic sprach: ‘ich des swüer,
ich hiet ze Rôm wol daz heil,
daz ich gewunn wol ir ein teil;
dar zuo wær ich niht ze sein.’
‘ir sült uns einen mermelstein
gewinnen,’ sprach der meister dô.
des was der künic alsô frô,
er sprach: ‘daz tuon ich, meister mîn.
in welher gewehst sol er sîn?’
der meister sprach: ‘ich sag iu wâr,
er muoz sîn sô grôz zwâr,
daz ein halbez fuoder wîn
völliclîch möht dar in sîn:
ich muoz haben alsô vil bluot.’
sô sprach der meister guot:
‘ir sült gelouben mir der mær,
daz man guot mûrær
muoz wærlîch haben,
die den mermel ûz graben.’
[nach oben]
Zehant der künic sant
nâch den meistern in daz lant,
die mûren kunden
oder mûren ie begunden.
der kom dar ein michel teil.
daz was zwâr des küniges unheil.
den mermel si im zwâr
worhten nâch sînem willen gar.
zehant der künic sant
ûz in diu lant,
daz man im bræht kindelîn,
diu zweier jâr alt solden sîn.
die boten wurden bereit,
als man in vor hêt geseit.
kindel brâht man im genuoc.
drîzic wegen si kûm getruoc.
dâ wart nâch ein michel schal,
ein grôzez geschrei über al.
dô frâgt der herr Constantîn,
waz ditz geschrei möht sîn.
dô seit man im ze mærn,
daz ez der kind muoter wærn,
und iren vetern den wær nôt
allez umb der kindel tôt.
dô gie der herr Constantîn,
wan der jâmer moht niht grœzer sîn
von vater und von muoter klag,
der herr, nâch des buoches sag,
und sach disen jâmer an,
dâ von er riuwe gewan
und jâmer von der barmkeit,
daz der kinde vater was sô leit.
er sprach: ‘ich tuon iu allen kunt,
und solt ich nimmer werden gesunt
unz an mînes lîbes tôt,
ich wil die engstlîchen nôt
sehen an der armen
und wil mich erbarmen,
swie mir swern mîniu glider:
gebt ieglîchem sîn kint wider,’
sprach der herr Constantîn,
‘ich wil ê ein mit nœten sîn.
ê ich sô maniges nôt
sech, ich wil ligen tôt.’
[nach oben]
Dâ mit man in diu kindel dô
gap. des wurden si vil frô,
und fuor ieglîchez hin wider.
des nahtes leit sich der künic nider.
dô kom sant Peter gegân
hin für daz bett stân.
er sprach: ‘slâfest dû, Constantîn?’
‘nein ich mac niht slâfend sîn
vor mînem grôzen smerzen,
den ich hân an lîb [und] an herzen
unde trag ze aller zît.
ich han ein bitterlîchen strît.’
dô sprach sant Peter zehant:
‘mich hât got her zuo dir gesant,
unde hât die barmung dîn
erkant, diu niht grœzer moht gesîn:
daz dû dich über diu kint,
diu vor dir genesen sint,
hâst erbarmet güetlîch,
dâ wil got von himelrîch
dir dînen gesunt wider geben
ân aller hand widerstreben.
nû sich mich an, wie ich stân,
und waz ich gewantes an mir hân,
daz merk in dînem muot,’
sprach sant Peter der guot.
ich sag iu waz er an truoc.
sîn kleider wârn fremd genuoc.
ein kâsûl was im erkant.
ein krumpstap in sîner hant
hêt er sicherlîche;
er was ân mâzen rîche.
ein infel er ob dem houbt truoc,
diu was rîche genuoc.
alsô sach er in vor im stân.
sîn gewant ich allez niht enkan
gemerken, waz er an truoc,
wan ez was rîch genuoc,
für wâr ich daz sprechen mac.
sant Peter sprach: ‘wann ez werd tac,
sô solt dû suochen einen man,
der dâ sî als ich getân
unde sölich kleider trag.
nû merk reht, waz ich dir sag:
sô dir der selb man werd kunt,
sô sprich, daz er dich gesunt
mach sicherlîche zwâr,
oder dû wellest im hût und hâr
slahen von dem lîb sîn;
des sol er gewis sîn.
betwing in dar zuo schône,
sô gît er dir ze lône
vil sicherlîch dînen gesunt,
daz ist mir wærlîch von im kunt.
dîn gebrest aller von dir vert:
daz hât dir got dar umb beschert,
daz dû dîn barmung
hêtest gên den kinden junc.’
[nach oben]
Des morgens dô ez tac wart,
dô wart niht lenger gespart,
er sant nâch sînem râte.
daz geschach vil drâte.
zehant dô sîn rât dar
zesamen kômen sunder bar,
dô seit er in die wârheit,
als im sant Peter hêt geseit.
dô der rât erhôrt
des küniges wort,
si jâhen, ez wær ein trugenheit,
daz im des nahtes wær geseit.
dô tet der künic als ein man,
der vor wêtagen niht enkan
entslâfen, wan er was siech
an lîb, an füezen und an diech.
er reit ze tal in die stat.
ûz ieglîchem hûs er gên bat
allez ingesinde;
daz was etlîchem swinde.
ze jungst er an ein hûs gie –
dheinen menschen man lie,
ez muost her ûz, daz er ez sach,
unde daz ez im verjach,
daz nieman mêr wær dar in,
oder ez kæm ze ungewin
den selben, wan er in tæt nôt,
und müesten dulden den tôt –:
dâ gie her ûz mit swær
der guot sant Silvester
und truoc reht diu kleider an,
als er sant Peter sach vor im stân.
dô er ersach den man vil guot,
dô wart gefröut sîn muot.
er sprach: ‘lieber Silvester,
ring mir mîn grôze swær
und schaff, daz ich werd gesunt.
dar umb gib ich manic pfunt.’
dô wânt der herr Silvester,
er wolt in tœten mit swær,
wan er in dem gerwe gie,
dô in Constantînus vie,
und hêt den Kristen gesungen;
in dûht, im wær niht gelungen.
[nach oben]
Ze hûs wîset man in dô.
‘mach mich gesunt, sô wird ich frô,’
sprach der herr Constantîn.
er jach: ‘ich kan niht arzât sîn.’
zehant der künic ûz zorn sprach:
‘sô muost dû grôzen ungemach
lîden hie von mir
und machest dû mich niht schier
an mînem lîb gesunt.
mir wart daz hînt wol kunt,
daz ich solt werden sicherlîch
gesunt,’ sô sprach der künic rîch,
von dir an dem lîb mîn.
des wil ich gewis sîn.
nû hilf mir hie von mîner nôt,
oder ich muoz schier ligen tôt.’
dô sprach Silvester der guot:
‘sag mir reht dînen muot,
wie dir hînt sî geschehen;
des solt dû mir verjehen.’
dâ mit der künic seit zehant,
wie im sant Peter tet bekant.
daz tet er im schôn kunt,
er solt von im werden gesunt.
dô sprach sant Silvester:
‘ich wil dir ringen dîne swær,
wil dû gelouben an Jesum Krist,
der himel und erd gewaltic ist.’
dô sprach der künic Constantîn:
‘des wil ich gern flîzic sîn.
ich wil gern der wârheit
gelouben, swer mir die seit.’
dô sprach er im den gelouben vor.
er sprach hin nâch nâch sînem spor.
dô hiez der künic springen,
der Tîfer im bringen,
unde hiez den mermel zwâr
vüllen mit dem wazzer gar.
dô hiez Silvester an der stat
den künic sîn bîht tuon drât
und touft in sicherlîche,
den werden künic rîche.
dô wart der künic an der stunt
von sînem siechtagen gesunt.
[nach oben]
Dar nâch hiez er gâhen,
alle heiden vâhen,
die sich niht toufen wolden
und bekêrn, als si solden.
er touft ir sô genuoc,
daz si daz wazzer kûm ertruoc.
der pfafheit gap er die êr,
daz si hiut und immer mêr
habent, die wîl diu kristenheit
lebt, in grôzer wirdikeit.
er schuof, daz ein ieglîch man,
der bouwet oder bouwen kan,
gæb der werden pfafheit
und in mit dienst wær bereit
alles bouwes den zehnden teil,
daz was in ein grôz heil;
und hiez der heiligen lîchnam
bestaten gar ân alle scham,
und hiez si êrn, daz was reht,
beidiu ritter unde kneht.
er hiez bereiten von gold
einen mantel, als er sold,
sant Peter ze êren,
sîn lop dâ mit mêren;
den gap er ze Rôm zwâr
sant Peters bild mit zühten gar.
Constantînus der künic rîchset ze
Rôm ein jâr von gotes geburt driu hundert jâr und sehs
jâr.
[nach oben]
Nâch dem künic Constantîn, sag ich für
wâr,
wol über einz und sehzic jâr
dô schuof got gewalticlîch,
daz von dem himelrîch
ein wunder kom alsô grôz,
mit regen, mit winde ein stôz.
der regen gie sicherlîch
zwâr über allez ertrîch
unde was gemischet gar
mit wollen. daz sag ich offenbar,
daz wolle regent von himel ze tal
über alle werlt âne schal.
daz tet got mit der kraft sîn.
daz wart aller der werlt schîn,
diu zuo den zîten lebt.
doch manger widerstrebt
und wolt in niht erkennen
noch in got herr nennen.
Daz geschach von gotes geburt driu hundert jâr
und fünf und sehzic jâr.
[nach oben]
Ich sag iu daz offenbâr,
daz künic Karl vierdhalp jâr
rîchset und der bruoder sîn.
er tet im grôze triu schîn.
dâ mit der bruoder tôt lac.
dô hiez er naht unde tac
rüefen grôze hervart.
dô wart niht lenger gespart,
er rit ûz in Sahsen lant.
daz betwanc er mit sîner hant
und daz lant Italyam,
daz muost in sîner hant stân.
dannoch reit er mit grôzer schar
und betwanc Lamparten gar
unde kom ze Rôm wider
und saz dâ mit gemach sider.
daz geschach nâch des bruoder tôt.
er tet den heiden grôze nôt,
die do wider den stuol strebten
und wider got lebten.
nâch des bruoder tôt zwâr
rîchset er zwei und vierzic jâr.
Nâch gotes geburt siben hundert jâr und
vier und sibenzic jâr.
[nach oben]
Dar nâch sazten sich die Sahsen wider.
daz gerou si sider.
die wolden ungeloubic sîn,
si kêrten von unserm trehtîn.
daz was zem dritten mâl geschehen,
des muoz ich den Sahsen jehen.
er fuor ouch ân alle scham,
unz er kom in Ytaliam.
dâ sluoc er den künic inne.
daz machten sîn sinne.
der künic Caucasus hiez,
den er von dem leben stiez.
dâ mit fuor er zehant
in Yspanienlant.
die betwanc er, daz was in leit.
si muosten den gelouben der kristenheit
all samt gelîch enpfâhen.
er muost in niht versmâhen.
die alten Sahsen und ir kint
wider wurden an dem gelouben blint.
daz was zem vierden mâl geschehen,
des muoz ich von schulden jehen.
die betwanc er, als ich vernomen hân,
daz si got wurden undertân.
dô fuor er hin ze Frankenlant.
dô wart in ouch dâ bekant,
daz der hunger zwâr
tœtet daz lant ân mâzen gar.
Daz geschach nâch gotes geburt siben hundert
jâr und niun und sibenzic jâr.
[nach oben]
Dar nâch gewan er einen sun,
von dem wil ich kunt tuon,
daz er hin ze Rôm kam
und er daz dâ vernam,
daz er ein schœnez kint hêt,
daz ze grôzen êren stêt.
daz kint touft man im sus:
ein bâbst hiez Adrianus,
daz was ein sæligez dinc:
er hiez ez nennen Pippinc.
dô ez die touf entphie,
vil frœlîch er zuo im gie.
er sprach: ‘nû müez dîn sicherlîch
pflegen got von himelrîch
der dich sô schôn beschaffen hât
der behüet dich vor missetât.’
Nâch gotes geburt siben hundert jâr und
einz und ahzic jâr.
[nach oben]
Dar nâch die Sahsen aber gar
wurden ungeloubic, daz ist wâr.
die betwanc er aber mit strît.
reht an der selben zît
macht er si kristen, daz ist wâr,
wan si wârn ungeloubic gar.
daz was zem fünften mâl geschehen.
daz ist wâr, des muoz ich jehen.
Nâch gotes geburt siben hundert jâr und
funf und ahzic jâr.
[nach oben]
Dâ mit kam der künic zwâr
hin ze Rôm offenbâr.
dar nâch wart er bekant
in der werden Beier lant.
daz selb lant betwanc er mit strît
zwâr an der selben zît.
die muosten kristenlîchen leben.
der bâbst begund in ir schuld vergeben.
Nâch gotes geburt siben hundert jâr und
aht und ahzic jâr.
[nach oben]
Dâ mit er sicherlîch
fuor aber in ein künicrîch,
und betwanc die liut dar inne
mit strît und mit sinne.
daz lant was Pils genant.
mit strît wart er in bekant.
er betwanc si zuo der kristenheit,
ez wær in liep oder leit.
die wurden im dô undertân
und wurden alle sîn man.
Daz geschach nâch gotes geburt siben hundert
jâr und niun und ahzic.
[nach oben]
Dannoch die Sahsen und ir kint
wâren an dem gelouben blint,
wan si sich zwâr
sazten wider gar,
wider die Rœmær.
daz wart dem künig Karl swær,
daz si von got sô dick kêrten.
die pfaffen si des niht lêrten.
den volgten si kleine.
ir herz was unreine.
dô fuor der künic an der zît
in der Sahsen lant wît,
wan si hêten sich verkêrt,
daz si wirser danne vert
wârn an dem gelouben.
daz ist âne lougen.
dô betwanc er sie mit strît
ze der selben zît.
daz was ze dem sibenden mâl
daz er si betwanc über al.
dô wart er des ze rât,
daz er die Sahsen mit im drât
ze Rôm fuort daz dritteil.
daz was in dâ ein unheil,
wan si sîn gîsel wâren
bî den selben jâren.
Daz geschach nâch gotes geburt aht hundert jâr
ân II jâr.
[nach oben]
Dar nâch vil unlange
fuort er die gevangen
engegen Francrîch
vil gar gewalticlîch.
er teilt ûz diu selben jâr
sînen grôzen schaz gar
mit den bischofen über al;
des gewan sîn lop grôzen schal.
er wart herr über alliu lant
und wart dâ keiser genant
und gewan des ein urteil.
daz was im ein grôzez heil,
daz er solt künig machen
mit wîch und mit sachen,
der ieslîcher under im wær.
daz was im êrbær.
Daz geschach nâch gotes geburt aht hundert jâr.
[nach oben]
Dâ mit fuor der wîgant
hin ze Ungern in daz lant
und begund si kristen machen,
die Ungern unz in Walachen.
dâ leit er sich mit sînem her.
ez was nâhen bî dem mer.
er hêt gelobt der frouwen sîn,
wenn er wær zehen jâr von ir schîn,
daz er lenger wære,
daz si dann west diu mære,
daz er wær mit grôzer nôt
zwâr ûf dem weg tôt.
do beleip er sicherlîch für wâr
mêr dann niun jâr
ze Ungern in dem lande.
dô huop sich grôz schande
ze Âch bî dem Rîn.
dô er ze lang wolt ûz sîn,
sich huop roup unde brant
zwâr über alliu lant.
er hêt gelobt der frouwen sîn,
wann er ir sant ein vingerlîn,
daz si wol erkant –
daz selb hêt er ir vor genant
und hêt ir ez gezeiget dâ –
er sprach: ‘sô du ez gesihest iesâ,
daz guot vingerlîn,
swaz dir sag der bot mîn,
des solt dû geloubic sîn
zehant, liebiu frou mîn.’
[nach oben]
Ze den selben zîten zwâr
hêten sich die Rœmær gar
vermezzen, daz si den künic guot
niht hieten mêr in irr huot;
si jâhen, daz der künic rîch
hiet si betrogen sicherlîch.
er solt ir herr nimêr sîn,
des wolden si im schier tuon schîn
und an dem liebsten man,
den er indert geleisten kan.
daz wolden si im erzeigen gar
an sînem bruoder, daz ist wâr.
der was ze den zîten erkant:
bâbst Leô was er genant.
si nâmen sicherlîche
einen esel niht ze rîche.
den hiezen si gewinnen.
si huoben sich mit sinnen
zuo dem bâbest dâ er was.
si funden in da er diu buoch las
und nâmen den herren guot
mit irm zornigem muot
und brâchen im ûz diu ougen sîn,
daz er dâ hêt dheinen schîn,
und sniten im ûz die zungen.
im was niht wol gelungen.
ûf den esel si in zehant
sazten. dâ wart im bekant
laster an der tagweide.
si tâten ez ze leide
dem künig Karl zwâr.
die schand tâten si im offenbâr,
daz si sîn antlütz kêrten,
als si ir schalkeit lêrte,
dem esel gegen dem zagel sîn.
sîn ruck muost bekêrt sîn
gegen des esels houbt guot.
des freutens sich in irem muot.
dem künig si in dô sanden
ze laster und ze schanden.
daz was dem herren swære.
die selben Rœmære
muosten von im dar nâch
lîden grôzen ungemach.
daz geschach dô er ze land kêrt,
als in sîn frümkeit lêrt.
hin ze Âch wart er im gesant.
blinter wart er im bekant.
als ich vor gesagt hân,
ûf einem esel reit er dan.
[nach oben]
Nû lâzen wir die red stân
und grîfen den künic an,
dô er lac in Ungern lant,
als ich iu vor tet bekant.
er was niun jâr ûz gewesen,
daz sült ir an dem buoch gelesen.
dô huop sich roup unde brant
über al in sînem lant,
als ich iu vor hân verjehen.
des wolden die herrn niht übersehen,
die in dem lande wâren
bî den selben jâren.
die giengen zuo der küniginn.
si jâhen: ‘zwiu süllen unser sinn,
sît wir niht haben herren?
des haben wir grôzen werren.
dâ von well wir iuch des biten,
daz ir, frou, mit guoten siten
nemet einen fürsten guot,
dâ mit diu lant sin behuot.
mîn herr ist wærlîch tôt.
in möht niht betwingen sölich nôt,
er hiet iu, frou, in ditz lant
sîn botschaft sider her gesant.’
diu frou antwurt zehant:
‘sô müest ich sîn von im geschant.
swenn künic Karl rein
kæm in diu lant gemein,
sô möht er mich wol tœten
mit angst und mit nœten.
mir ist daz wortzeichen niht bekant
noch her wider niht gesant,
daz er mir gap, dô er sich schiet
von mir. dô mich sîn got beriet,
sô brach ich nie die triu mîn:
si sol ouch immer stæt sîn.’
die herren gegen ir jâhen:
‘süllen wir iu nû versmâhen,
daz wir disen werren
haben ân herren?
uns ist daz wol bekant
von boten, die wir haben gesant,
daz unser herr mit grôzer nôt
ist ûf dem weg tôt.’
[nach oben]
Sô lang die herrn ûz sinne
reten mit der küniginne
und manten sie ir ungemach,
unz diu küniginne verjach:
‘und sol mir iht werren,
daz kumt von iu herren.
ich ziuch ez an got den guoten,
den getriuwen, den wolgemuoten,
daz ich vil gar unschuldic bin.
tuot von mir die red hin.
geschiht mir iht, daz muoz von iu varn.
ich kund mich selber wol bewarn.’
die herren sprâchen aber dô:
‘frou, sô wurden wir nimmer frô.
süllen wir mit disem werren
immer leben ân herren,
sô wizzt, ir müezt des tiufels wesen,
wan unser lützel mac genesen.’
diu frou zühticlîchen sprach:
‘swie grôz nû sî mîn ungemach,
sô wil ich iu nû volgent sîn,
swie grôz nû sî der kumber mîn,
wan ir mich sîn niht welt erlân.
iuwern willen wil ich begân,
ez ergê mir übel oder wol.
iurn willen ich niht brechen sol.’
[nach oben]
Dar nâch stuont ez unlang zît,
unz si ein grôz hôchzît
pruoften mit einem künig rîch,
den gâben si ir sicherlîch.
diu hôchzît, nâch des buoches sag,
solt werden an dem dritten tag.
daz wolt got selber understân,
als ich vor mir gehœrt hân,
wan got einen engel sant
ze boten in daz Ungerlant,
dâ der künic lac
und was gelegen mangen tac.
dô in der engel dâ vant,
diu botschaft wart im bekant:
‘ob ez dir liep ist oder leit,
künic, sî dir für wâr geseit,
kümst dû niht zuo der küniginn,
zwâr sô verleitent dich dîn sinn.
ein ander künic hât sie genomen.
dâ von solt dû ze land komen
zwâr an dem dritten tag.
geloub dû mir daz ich dir sag.
dîn hûsfrou wolgetân
wil zwâr gern gân
an eines küniges bett rîch;
des geloub mir sicherlîch.’
[nach oben]
Der künic Karl sprach zehant:
‘wie sol ich komen in mîn lant
in drîn tagen offenbâr?
zwâr ich sag dir für wâr,
daz dar ist hundert rast lanc.
dannoch sô ist daz mîn gedanc,
beidiu spât unde fruo,
daz fünfzehen rast ist dar zuo
zwâr in daz lant mîn.
wie sol ich dar koment sîn,
solt ich dar rîten oder gân?
daz selb ich niht betrahten kan.’
dô sprach der engel an der stunt:
‘und ist dir niht worden kunt,
daz got mac tuon swaz er wil,
sint er hât grôzes gewaltes vil?’
der künic sprach: ‘daz mac wol sîn,
ich geloub ez, lieber herre mîn;
dâ hân ich dheinen zwîvel an,
vil wunders er betrahten kan.’
[nach oben]
Zehant der engel vil gewær
sprach: ‘ginc ze dînem schrîbær:
der hât ein pfert alsô starc,
daz kouf umb pfenning oder umb marc,
swie dû imz mugest gewinnen an.
daz guot pfert wolgetân,
daz rîtest dû völliclîch einen
tac,
als ich für wâr gesprechen mac.
diu tagweid wirt dir lanc:
doch hât daz pfert solhen ganc,
daz ez dich snell unde drât
treit ze Rab in die stat:
daz ist dîn êrst tagweid.
ez treit dich velt, mos und heid.
des andern tages fruo
solt dû bereit sîn dar zuo’ –
alsô sprach der engel rîch –,
‘daz dû rîtest snelliclîch,
sô kümst dû ze Pazzou
hin ûf zuo der Tuonou:
‘daz ist dîn andriu tagweid.
von dem pferd dû dich scheit.
ze Pazzou vindest du einen wirt,
daz dich dîn leit gar verbirt.
dû kümst dar bî sunnen schîn,
des solt dû gewis sîn.
der selb wirt ist wolgemuot.
er hât einn schœnen volen guot,
den solt dû koufen an der stat.
der treit dich balde unde drât
zuo Âche schône in die stat,
des wil got niht haben rât.
sô understêst dû dannoch wol
die hôchzît diu dâ wesen sol.’
[nach oben]
Zehant er daz pfert gewan
sînem schrîbær an,
und reit des morgens tougenlîch,
der edel künic rîch,
hinz Rab, als im der engel seit.
dâ sach er die wârheit.
was daz niht ein stark reis,
daz er reit mit grôzer freis,
daz er von der Bulgarî
reit alsô gemaches frî
hin ze Rab in die stat,
als in der engel rîten bat?
er sprach: ‘ich got wol getrou.’
des andern tages gên Pazzou
kom er von Rab geriten
nâch gotes lêr, mit guoten siten.
als im der engel hêt geseit,
vant er den wirt unverzeit.
er schuof im guoten gemach,
mit guoten siten daz geschach.
er kom dar bî sunnen schîn,
des dankt er sînem trehtîn.
des âbents dô daz vich in gie,
dô lief der vol. er in gevie
bî sînem kopf und bî der man,
wan im des voln got wol gan.
er sprach: ‘her wirt, gebt mir daz ros,
daz wil ich rîten velt und mos.’
dô sprach der wirt: ‘herr mîn,
der vol mac ze junc sîn,
er mac iuch niht getragen.’
er sprach: ‘waz welt ir sagen?
gebt mir den volen alsô guot.’
der wirt sprach: ‘er iu leid tuot
zwâr lieber herre mîn.
er muoz iuwer eigen sîn,
wær er gezemt und geriten.’
der künic sprach: ‘ich wil iuch biten
immer durch den dienst mîn,
daz ir den voln lât mîn sîn,
und gebt mir in in kurzer frist.’
er sprach: ‘sît er iu liep ist,
sô sol er iu niht sîn verseit.’
dô kouft er in mit stætikeit
umb guldîn pfenning rôt.
daz pfert er im ze lîtkouf bôt,
daz er hêt dar geriten
von der Bulgarî mit guoten siten.
ez was ein wunderlîch geschiht,
daz ez im was erlegen niht,
wan daz selb wunder
daz schrîbt man billîch besunder.
[nach oben]
Des dritten morgens fruo
der künic bereit sich dar zuo,
daz er reit aleine
drât und niht seine
hin ze Âch für daz bürgtor.
dâ vant er einen wirt vor,
der herbergt in als im gezam,
den werden künic lobesam.
dâ hôrt er einen grôzen schal
in der stat über al.
von floiten und von singen,
von tanzen und von springen
wart dâ ein michel wunder
in den gazzen besunder.
dô frâgt der künic der mære,
waz in der stat wære.
er sprach: ‘daz sag ich iu, herr mîn,
ein hôchzît, kund niht grœzer sîn,
diu sol fruo hie ergân.
dar zuo sô hât sich manic man
gesamnet in die grôzen stat,
als si mîn frou her komen bat.
diu hât genomen einen man,
für wâr ich iu daz sagen kan,
der ist ein künic rîch.
daz sag ich iu, herr, wærlîch,
ir moht der kost wol ân sîn,
wan man gît brôt und wîn
in der stat unde spîs;
er sî junc oder grîs,
man gît in allen genuoc.
den rossen man daz vuoter truoc
ungemezzen für si dar,
des hân ich wol genomen war.’
der künic wider in dô sprach:
‘her wirt, mac ich hinn gemach
haben mit hulden,’ sprach er,
‘sô wil ich enruochen, wer
die spîs von hof nemen sol.
zwâr ich enbir ir wol.
ich hân wol die kost mîn.
ich wil irr kost ân sîn.
her wirt, kouft mir in der stat
die spîs umb pfenning drât,
zwâr die sint guldîn;
her wirt, die lât von mir sîn
iu gegeben ze êren.
iur kost wil ich mêren.
diu spîs sol sich hînt von mir
mêrn. heizet sie bereiten schier,
daz iuwer diern und iuwer kneht
mîn hînt geniezen, daz ist reht,
ir schaffet uns vil und genuoc.’
der künic vil pfenning für in truoc.
dô der wirt daz golt ersach,
wider sich selber er dô sprach:
‘diser herr ist ein edelman.
sînen gelîchen ich nie hân
zwâr mit den ougen mîn
gesehen, er kund niht milter gesîn.