Nach der Ausgabe von Philipp Strauch.
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Seite enthält die Abschnitte:
Eines tages künic Saul sprach:
‘mîn herz lîdet ungemach,
daz ich einem sölhen man
mîn schœn tohter gegeben hân.
ich wil mich bringen von der nôt:
Davit muoz kiesen den tôt.’
daz erhôrt Jonathas sîn sun.
er gedâht: daz wil ich kunt tuon
Daviten dem geswîen mîn,
der mir niht lieber möht gesîn.
einen boten sant er an der stat
sîner schœnen swester drât
und enbôt ir ân swær
daz dort geredet wær.
er sprach: ‘sag der swester mîn,
daz si ir lâz enpfolhen sîn
Daviten den vil werden man,
ez müg im hiut übel ergân.
mîn vater daz gesprochen hât,
er well in hînaht an der stat
slahen an irem arm blanc.
mac er des einen wanc
getuon, daz ist der rât mîn,
daz er ân angst müg gesîn.
schœn, lieb swester guot,
nû hab in schôn in dîner huot.
nû êr an im dîn wîpheit.
lâ dir von herzen wesen leit,
daz stêt dîner güet wol.
niht fürbaz ich dich manen sol.’
[nach oben]
Dô ir diu botschaft wart geseit,
dô wart ir von herzen leit.
zuo Daviten si dô gienc,
mit armen si in umbevienc.
von ir ougen wazzer dôz,
daz ez ze tal von ir schôz.
si sprach: ‘lieber herr mîn,
wir müezen nû gescheiden sîn,
des twinget uns grôz nôt:
mîn vater wil dir tuon den tôt.
daz hât für wâr von dir geseit
mîn bruoder, dem ist ez vil leit.
dâ von, herzenlieber man,
ein scheiden muoz an uns ergân.’
si sprach: ‘dû solt îlen bald,
vil lieber man, gegen dem wald,
sô maht dû vil wol genesen,
got müez dîn geleit wesen.’
Davit viel die frouwen an.
‘ich bin dir dienstes undertân,’
sprach er, ‘durch die triu dîn.
mîn dienst sol dir bereit sîn.’
er kust si schôn an iren munt.
ir ougen wurden an der stunt
nâch irem lieben mann rôt,
als in ir lieb dô gebôt.
[nach oben]
Davit der degen hêr
fuor nâch der frouwen lêr
an den walt dô ze stunt.
sîn reis tet er nieman kunt.
vil lîs er von der frouwen schiet.
ir triu dô der frouwen riet,
daz si dô nam ein fûlen stoc
und leit im an irs mannes roc.
si was behend unde snel.
si nam ouch zwei schâfvel,
dâ mit si daht den stoc vorn;
si wârn rûch und niht beschorn.
daz tet si durch die liste,
daz si iren wirt wolt fristen.
den stoc truoc si drâte
in ir kemnâte
und leit in an ir bett schôn,
diu schœn frou, der êren krôn.
si daht in mit ir wîzen hant,
als in ir vater ligen vant.
[nach oben]
Zehant was der tac zergân,
diu vinster naht gie dô an.
dô daz her Saul vernam,
vil schier er für daz hûs quam
und sluoc an der tohter tür.
dâ was ein starker rigel für
geworfen an der selben stunt.
dô daz hern Sauln wart kunt,
dô hiez er an der selben stat
daz hûs umbehaben drât
und enpfalh in vlîziclîchen:
‘ir lât iu niht entwîchen
Daviten den küenen man,
ez muoz im an den lîp gân.’
dô daz alsô geschach,
wider sîn knappen er dô sprach:
‘slaht an daz hûs mit schal,
daz ez erhell über al.’
diu tohter hôrt die sleg wol.
dâ von si wart leides vol.
si sprach: ‘wer ist hie an der tür?’
Saul der sprach: ‘nû ginc her für,
schœn, lieb tohter mîn,
dû solt des gewis sîn,
ich bring dich hînt von dem man,
des ich dir zwâr niht engan.’
[nach oben]
Diu tohter weinend sprach:
‘daz ich Daviten ie gesach,
daz muoz mir immer wesen leit.
ich ziuch ez an die wârheit,
daz du mir in gæbe ze einem man,
ich hiet sîn anders niht getân.
dâ von bit ich dich, vater mîn,
müg ez an dînen hulden gesîn,
daz dû mir Daviten lâzest leben.
ze miet wil ich dir gern geben
allez daz ich ie gewan.
dû solt di triu sehen an.’
die tür si weinent ûf slôz.
vil manic jud und sîn genôz
drungen in die kemnât;
ez was dô vinster unde spât.
diu swert begundens ziehen.
diu frou begunde fliehen
ab dem weg mit sorgen.
dâ lac ouch si verborgen.
die juden begunden nâhen,
all Daviten vâhen,
und wolden in slahen zehant.
der vûl stoc, der sîn gewant
an im hêt und was verborgen
under der deck mit sorgen:
die juden wânten ân swær,
daz ez Davit der reht wær.
si sluogen in den vûlen stoc
durch deck, durch lîlach und durch roc
wol hundert sleg unde mêr.
si zerhacten den stoc sêr
und wânten an der selben stunt,
Davit wær eislîchen wunt
und lit von wunden sölich nôt,
daz er wær an dem bett tôt.
des hiet Saul wol gesworn.
er sprach: ‘mîn ein wol geborn,
lieb, schœn tohter mîn,
dû solt des gar ân angst sîn.
ich gib dir einen edeln man,
der dich wol handeln kan
und [der] dir ist vil gehôrsam;
des hâst dû êr und niht scham.’
[nach oben]
Waz half diu red di er dô ret?
gegen im nieman dhein antwurt tet,
wan si lac als ein leidigz wîp,
si vorhte sêr irs mannes lîp.
vil grimmic was Saules muot.
er sprach: ‘ich næm dhein guot,
daz Davit wær genesen
und mîn eiden wær gewesen.’
die frou erhôrt die red wol.
‘mîn trûren sich enden sol.’
vil lieplîch gie si dô her für
zuo dem vater für die tür.
si stuont im güetlîchen bî.
‘wænest dû, daz erslagen sî
Davit mîn lieber man,
dâ bist dû sêr betrogen an.
ich sag dir für die wârheit,
Davit gestern von mir reit.’
[nach oben]
Dô der künic die red vernam,
sîn zorn wart freissam.
er sprach: ‘unsæligiu tohter mîn,
sol ich von dir betrogen sîn?’
dâ mit gie er mit unmuot
von sîner tohter guot.
mit trûren was er bevangen,
daz im der eidem was engangen.
er gedâht: ich wil hie besehen,
ob ich di wârheit müg spehen.
zuo dem bett gie her Saul.
dâ vant er einen stoc vaul,
der was schôn zuo gedaht
und was gelegen dâ die naht
und hêt an den stunden
von slegen grôz wunden.
dô daz her Saul ersach
zuo sînen knehten er sprach:
‘nû îlet unde kêret bald
gegen dem grôzen wald!
des süln wir niht erwinden,
wir mügen in dâ vinden.’
[nach oben]
Dô si in daz holz riten,
dô wart niht lenger vermiten,
si suochten all über al
in dem holz âne schal.
dâ reit vor in her Davit –
diu sæld volgt im allez mit –,
unz er ein hol ersach.
wider sich selben er dô sprach:
‘ich lig hie wol ân sorgen
in disem hol verborgen.’
in daz hol gie er zehant.
sîn ros er bî dem zoum bant
in ein dickez stûdach,
daz ez dar inn nieman sach.
dâ mit slouf er in daz hol,
dâ was er inn verborgen wol.
[nach oben]
Saul der reit balde
und suocht in in dem walde,
unz daz er kom zuo dem hol.
sîn lîp was nîdes vol.
dô er daz hol hêt ersehen,
er begund wider sich selb jehen:
‘ich wil erbeizen an der stat
unde wil ouch îlen drât
in ditz hol an mînen gemach.’
zehant von im daz geschach.
er sprach zuo sînem knehte:
‘pflic mir des pferdes rehte!
ich muoz mîns gemachs in daz hol.
an diser stat ich vinden sol
dich und all mîn man.’
daz lobten si; dô gie er dan.
in daz hol slouf er zehant.
Daviten wart er dô bekant.
dô er sînes gemaches saz,
Davit des niht vergaz,
er snit im ûz dem rock sîn
ein schîben, diu gap breiten schîn,
alsô daz im daz hinder teil
wart blôz, daz was sîn unheil.
des enwart Saul niht gewar.
vil schier kom er zuo sîner schar;
die sâhen dô den snit zehant.
‘herr, wer hât dich hie geschant?’
begunden si alle jehen.
‘dir ist vil lasters hie geschehen.’
dâ mit sô reit er drâte
zuo der herberg spâte
mit trûren und mit leide
durch holz und durch heide.
[nach oben]
Zehant wart ein bot bereit,
der was stolz und gemeit,
den sant Davit dem künig dâ.
er sprach: ‘sag mînem sweher sâ,
daz ich im wol benomen hiet den lîp
hiet ichz niht lâzen durch mîn wîp
und durch di triu die ich zuo ir hân
ez wær im übel dô ergân,
dô er sich hêt verborgen
bi mir in dem hol ân sorgen.
ditz wârzeichen gip im in die hant,
dâ bî wirt ez im wol erkant.’
der bot ein pfert überschreit,
zehant er zuo Saul reit.
wie schier er im dâ kunt tet,
waz Davit gên im het geret!
[nach oben]
Dô Saul die rehten wârheit
hêt von dem knappen gemeit
beidiu gehœrt und gesehen,
er sprach: ‘ich muoz der wârheit jehen,
er hiet mir wol benomen den lîp.
mîn tohter, sîn schœn wîp,
ich im mit ganzen triuwen gan;
er ist gar ein frumer man.
mînen dienst, mînn frid, mîn huld
hab er umb dise schuld.
er hiet mir wol genomen den lîp,
wan daz erz liez durch sîn wîp,
durch di lieben tohter mîn.
dû solt des gar ân angst sîn,
ich hab in reht alsam mîn kint,
oder mich mach got gewaltes blint.
heiz in her zuo mir rîten,
niht lenger sol er bîten.’
[nach oben]
Der bot seit ez Daviten dô.
dô wart er von herzen frô.
zuo dem sweher er dô gie,
mit armen er in umbevie.
‘willikomen Davit, lieber man,
dînen zorn solt dû gên mir lân;
den hêt ich verdienet wol.
ich weiz dîn lîp ist triuwen vol.’
[nach oben]
Dar nâch Saul der gewaltig man
wolt got niht sîn undertân,
als er ê was gewesen.
swie dick er im ê half genesen,
daz wolt der vil tumb man
an im niht sehen an.
dâ von got einen engel sant
zuo Daviten bett zehant.
er sprach: ‘slâfest dû, Davit?
got ist dir ze allen zîten mit,
wan dû bist im ein lieber man,
dâ von er dir wol êren gan.
ez mac dîn herz wol lachen,
er wil dich ze künig machen.
Samuel der wîssag,
der sol morgen an dem tag
dich wîhen alsô schône
und setzen ûf die krône
ûf dîn houbt, daz ist reht;
sô muost dû heizen gotes kneht
und muost ouch künic sîn genant.
dir werdent bürg unde lant
sô gewalticlîch undertân;
got Saulen dheiner êren gan.’
[nach oben]
Dâ mit kêrt der engel snel
dâ er vant hern Samuel.
vil güetlîch er mit im ret,
gotes willen er im kunt tet.
er sprach zuo im mit guoten siten:
‘du solt morgen fruo hern Daviten
wîhen alsô schône
und setzen ûf die krône;
daz ist gotes will gar.
er wil, daz er wol gevar.’
des morgens dô der tac ûf brach,
gotes will dô geschach.
er wart gewîhet schône
und truoc der êren krône.
[nach oben]
Dô des Saul wart gewar,
vor zorn wart er missevar.
er sprach: ‘diser tumber man
muoz mir zwâr sîn leben lân,
wil er als ich künc sîn genant.
er muoz mir rûmen ditz lant,
oder ez gêt im an den lîp.
er ist noch tumber dann ein wîp.’
er sant nâch sînem sun zehant.
er sprach: ‘mir ist daz wol bekant
nû, lieber sun Jonathâ,
daz Davit wil daz lant iesâ
uns beiden an gewinnen
mit sînen valschen sinnen.
Jonathâ, nû tuo bekant,
ob dû ein degen sîst genant,
und slach Daviten den bœsen man,
der uns dheiner êren gan.’
[nach oben]
Jonathâ der wol gemuot,
der vil triu und der guot
minnet Daviten sêr.
des behielt Davit sîn êr.
er sprach: ‘lieber vater mîn,
mac ez an dînen hulden gesîn,
so gedenk, wie Davit von dir schiet,
dô er dich wol verderbt hiet
in dem hol âne swær.
er ist bôsheit und untriu lær.
er ist zwâr ein frum man,
dâ von solt dû den zorn lân.’
Saul ûz grôzem zorn sprach –
sîn red was im ein ungemach –:
‘dû wurde zwâr nie mîn kint.
dîn ougen müezen werden blint!
ich muoz zwâr selb den man
mit mînem swert bestân.’
[nach oben]
Dô daz erhôrt her Jonathâ,
dô sant er einen boten iesâ
zuo Davit, der im tæt kunt,
waz geredet hêt des vater munt.
des danct im Davit sêre,
wan er behielt sîn êre
und sîn leben, daz was reht.
daz botenbrôt gap er dem kneht:
ein pfert daz was daz beste,
daz man zen zîten weste.
dâ mit rûmt er daz lant.
einen boten er dâ für sant
zuo einem heidenischen man,
dem wolt er wesen undertân.
des was der heiden vil vrô,
wan im gesagt was alsô,
daz er den risen freissam
hiet erslagen ân scham.
er sprach: ‘heiz mir in her komen,
ich hân dick von im vernomen,
daz er ist grôzer manheit vol;
des wil ich in behalten wol
vil schôn als einen man,
dem grôz êr ist undertân.’
[nach oben]
Dô der selb bot gemeit
von dem heiden dan reit,
dâ er erhôrt den willen sîn,
er sprach: ‘dem lieben herren mîn,
des kumber wil sich enden.
der heiden wil im wenden
swaz im ie leides ist geschehen,
daz hân ich wol an im ersehen.’
[nach oben]
Zuo sînem herren er dô reit,
sîn botschaft er im seit.
er sprach: ‘dir enbiutet sicherlîch
der heiden künic rîch,
daz dû im komest in sîn lant.
er wil dir schier tuon bekant
ein gegent diu ist rîche,
dâ solt dû sicherlîche
sitzen und ouch herr inn sîn,
daz sag ich ûf di triu mîn.’
Davit wart von herzen vrô.
zuo dem heiden reit er dô;
der enpfie in schôn in sîn lant.
er sprach: ‘mir ist daz wol bekant,
daz dû ein degen an manheit bist
und ein degen gar ân valschen list.
swie dû anders sîst gestalt,
dû bist junc und niht alt.
dîn bart ist dir entsprungen.
dir ist vil wol gelungen,
daz dû den risen hâst erslagen.
des müezen in die heiden klagen,
die noch sint gevangen;
ez ist im übel ergangen.’
die gegent tet er im bekant.
‘hie solt dû herr sîn zehant
umb dîn grôz frümecheit.
gewurr dir iht, daz wær mir leit.
dû bist mir komen an dis stat,
mîn lant dîn michel êr hât.’
[nach oben]
Der künic Saul bî den jârn
wart innen, daz er was gevarn
von im zuo den heiden.
daz begund den juden leiden.
er gedâht in sînem muot:
Davit der degen guot,
der wil die heiden über al
bringen in daz lant mit schal.
zehant er einen boten sant
hin in der heiden lant
dem heidenischen künig dô,
umb wiu er Daviten sô
hiet gesedelt in sîn lant.
er schuof, daz man im tæt bekant,
daz er in wolt mit strît bestân,
wie ez in beiden solt ergân.
mit zühten sprach der heiden dô:
‘ich wart nie botschaft sô vrô,
daz er mit mir wil strîten.
hin wider sült ir rîten,
und sagt im durch den willen mîn,
ich well gern bî im sîn
mit strît, als er mir hât geseit;
entwich er mir, daz wær mir leit.’
der bot reit wider heim ze lant.
sînem herrn tet er bekant,
als im der heiden hêt verjehen,
er wolt in mit strît sehen.
[nach oben]
Saul niht lenger dô spart,
er hiez rüefen ein hervart
în ze Phylistim in daz lant.
den juden tet er dô bekant,
daz di heidenischen man
mit strît wolden in bestân.
dô wart niht lenger gespart,
si fuoren in die hervart
mit mangem schœnen vanen breit.
si wâren auch wol bereit
mit harnasch und mit îsengwant.
daz best daz man zen zîten vant,
des heten di juden dô genuoc.
ieslîcher ez an im dô truoc.
ein arken heten si dô bereit,
diu was mit silber wol bekleit;
alsô was ouch ir furrier.
heilictuoms mêr dann vier
heten si dar inn verborgen.
si fuorten si mit sorgen
gegen dem heidenischen man.
dhein sünder maht si grîfen an.
ir heilictuom wil ich iu nennen,
daz ir ez mügt erkennen:
daz ein daz was mannâ,
daz hêt in got gegeben dâ
in der wuosten ze trôst,
dâ er si hêt erlôst
von Pharô und von sînem her,
daz dô ertranc in dem mer.
daz ander was diu gert Arôn,
diu wart ouch dâ behalten schôn.
daz dritt was ein rouchvaz guot,
daz heten si schôn in ir huot;
ez was von rôtem golde
gezieret als ez solde.
ich sag iu waz daz vierd was,
als ich an dem buoch las:
ez was Moyses buoch, sîn lêr,
der si hêten grôz êr,
unde gotes ê diu guot.
di arken hêten si in huot
und fuorten sie an den strît,
di juden, bî der selben zît.
[nach oben]
Der heiden künic und sîn man
wolden des niht enlân,
si füeren mit vil starkem her
und mit werlîcher wer.
si fuorten einen vanen breit,
der was mit gold überleit;
ir abgot stuont gemâlt dar an.
den fuort ein heidenischer man,
der was küen als ein eberswîn,
ein leu maht niht sterker sîn.
dem volgten si dâ alle mit,
daz was ze der zît der heiden sit.
[nach oben]
Dô Davit daz her ligen sach,
zuo dem heiden er dô sprach:
‘herr, sol ich heim bestân?
oder sol ich rîten oder gân
mit dir, herr, an disen strît?
daz sag mir, herr, bî der zît!’
dô sprach der heidenisch man:
‘mînen rât ich niht besprochen hân.’
er sant nach sînem râte
vil gar ân mâzen drâte.
er sprach: ‘ir herren alle,
râtet wie iu daz gevalle:
Davit wolt mit uns rîten
und gegen den juden strîten,
und ist daz iuwer rât,
sô kumt er uns drât.’
dô sprach der wîsest under in:
‘herr, ich sag iu mînen sin:
und kümt er mit uns an den strît
und gesig wir dann bî der zît,
sô jehent wîp unde man,
der sic sî von im ergân.
ist aber daz wir daz kiesen,
daz wir den sic verliesen,
sô hilft er in mit nœten
die heiden all tœten.
dâ von sô ist daz beste,
er belîb bî sîner veste.’
der rât begund in allen
vil reht wol gevallen.
dô wart nâch Daviten gesant.
der heiden tet im bekant,
daz er rit wider heim
unde pflæge gemein
des landes und der êren sîn;
dar an tæt er im triu schîn.
[nach oben]
Davit ze lant kêrte dô.
dô wârn ouch geriten sô
von dem her ein woldan.
da gewunnen si den tiefel an,
wan si wurden gevangen.
ez was in übel ergangen:
ir pfert wurden in genomen,
ir dheinen sach man wider komen.
ez was geschehen zehant
von einem grôzen einlant.
dâ wârn rouber inne
die riten nâch gewinne;
die selben hêten ez getân,
für wâr ich iu daz sagen kan.
dô Davit erhôrt disen schal,
daz rüefen allez über al,
dô wolt er ûf der vert heim.
er sprach zuo sînen knappen zwein:
‘rîtet hin, besehet disen schal.
si rüefent all über al;
ez mac wol sîn ein grôz nôt.
dâ mac wol manic man ligen tôt.’
[nach oben]
Do di kneht draften ûf di heid,
den vînden den wart leid.
dâ sâhens di gevangen,
den was ez übel ergangen.
daz tâten si Daviten bekant,
der si hêt ûz gesant.
der draft schôn mit sîner schar.
‘ich si vil wol bestên tar,’
sprach er zuo sînen knehten,
‘ir sült iuch schôn gerehten,
daz wir mit in strîten.
ich wil niht lenger bîten.’
ûf die vînt er rant.
ein sper er versant
almitten durch ir houbtman.
die vînt sluogen all dan.
dô lôst er die gevangen
mit tiefen wunden langen,
die an dem woldan riten.
dâ wart vil eislîch gestriten.
[nach oben]
Der rouber wurden vil erslagen.
des strîtes süll wir nû gedagen
und süllen sagen, wie der helt
die roubær dô hêt ûz gezelt.
er fuort si dem heiden zuo,
daz was spât und niht fruo.
er hêt si heizen binden,
des wolt er niht erwinden.
ez was im wol ergangen;
also hêt er si gevangen.
die sînen ledic wâren,
die sach man mit im varen.
die rouber gap er schône
dem heiden ze lône.
des danct er im vil sêre
und hêt sîn michel êre.
mit armen er in umbevie.
er sprach: ‘dû solt belîben hie.
ich wil mich an dîn triu lân,
swie halt ez mir süll ergân.’
[nach oben]
Der heiden an einem wazzer lac
hinz an den dritten tac.
her Saul lac mit grôzem her
gegen im mit sîner wer.
daz wart Daviten wol bekant.
er fuor dâ zuo im ûf den sant,
dô diu naht an gienc.
niht anders wan ein swert er gevienc,
dhein wer brâht er anders dar.
‘ich muoz noch hînt durch Saules schar
gên zuo dem gezelt sîn;
daz hab er ûf den triuwen mîn.’
[nach oben]
Mit der red huop er sich dar;
des wart dhein jud gewar.
diu schiltwach liez in durch gân,
don vil wênigen man.
er gie für sich zuo dem gezelt,
daz Saul geslagen hêt ûf daz velt.
dô er zuo dem gezelt quam
und dâ Saul en slâf vernam,
dô sleich Davit, der êren krôn,
under daz gezelt vil schôn
gar heimlîch und vil lîse;
dar zuo was er vil wîse.
er nam ob im ein lægelîn,
daz niht schœner moht sîn,
sîn swert und sîn sper.
daz brâht er allez mit im her
zuo dem kleinen scheffelîn,
dâ der schefman wartet sîn.
zuo sînem gesind fuor er drât,
allez bî der naht vil spât.
dô der morgen ûf quam
und dô her Saul daz vernam,
dô sant er sîn boten vil schôn;
er sprach: ‘sô dir got lôn,
füer disiu kleinôtlîn
Saulen hin, dem sweher mîn.
dâ bî sol im sîn bekant,
daz sîn leben stuont in mîner hant:
dô ich im nam daz lægelîn,
daz im niht lieber möht gesîn,
und sîn swert daz guot,
daz er sô lieplîch hêt in huot,
dô hiet ich in ân all nôt
betwungen, daz er wær tôt.’
[nach oben]
Der bot îlt über daz velt
vil bald zuo des küniges zelt,
und sagt dem künig âne swær
waz im enboten wær,
und zeigt im diu kleinôt guot.
des wart der herr vil wol gemuot.
er sprach: ‘ich sich zwâr
Davites triu gar.
mîn leben stuont zwir in sîner hant.
an im ich nie untriu vant,
und bin im untriu gewesen.
wolt er, sô wær ich nie genesen.
doch triu ich nie zuo im gewan,
des wil mich got engelten lân;
des fürht ich vil sêre,
ich verlies lîp und êre.’
[nach oben]
Dar nâch her Saul gedâht,
wan er hêt in sîner aht
und in sînen sinnen,
wie er die heiden möht gewinnen.
dâ mit stapft er zuo,
daz was an dem morgen fruo;
mit im fuor manic schœn rot,
die warten ûf sîn gebot.
under in was manic van breit.
von zendâl was ir aller kleit.
ir örs wârn ouch schœn gar.
doch fuor in wunniclîcher schar
her Saul, als ich hân vernomen:
er was sô schôn ze velde komen,
daz im in diutschen rîchen
nieman moht gelîchen
an kost und an ziere.
ein edel baniere
fuort man mit ze aller zît.
im was gâch ans den strît.
zuo in ruoft er: ‘an die vînt!
wir süln si slahen all hînt,’
sprach er, ‘ob uns got helfen wil,
so bejag wir an in êren vil.’
[nach oben]
Der heiden künic stapft her,
im was an die vînt ger.
er fuort mangen frumen man,
die im dienstes wârn undertân.
hundert tûsent âne spot
dienten sînem abgot.
dâ wâren under, als man seit,
zweinzic tûsent ritter gemeit
und zehen tûsent schützen,
di kund der künic wol nützen,
und zweinzic tûsent knappen hêr,
di fuorten grôz vellesper.
die ritter wârn ze veld komen,
als ich hân von in vernomen,
daz ir deck, schilt und sper
schinen gar von gold hêr.
dâ fuort der heiden künic zwâr
ein guldîn deck sô liehtgevar,
daz man sie niht moht an gesehen,
von der liehten sunnen brehen
weder deck noch helm schein.
an sînem helm lac ein stein,
der was edel unde guot;
sîn schîn bran als ein gluot.
ez fuort ouch der stolz wîgant
ein scharpfez sper in sîner hant.
der künic den helm ûf bant.
dô drabt er zuo im ûf den sant
mit sîner massenî;
des muotes was er frî.
nâch im zogt allez sîn her
und wolt sich setzen dâ ze wer.
[nach oben]
Dâ mit her Saul stapft zuo;
daz was des morgens fruo.
er sprach: ‘wes süll wir bîten,
daz wir niht süllen strîten?’
einen boten er dem heiden sant.
er bat, daz er im tæt bekant,
er wolt in über den furt lân.
der heiden sprach: ‘daz sî getân.’
zuo in zogt dô der heiden rot.
daz banier mit dem abgot
sach man dâ über stapfen.
dâ wart ein michel kapfen
von den juden, daz ist wâr.
si hêten ouch vil breit schar,
die der arc volgten mit;
daz was zwâr der juden sit.
si scharten sich vil wunniclîch.
die heiden wârn kostrîch
und hêten ritterlîch sit,
dâ si sich wolden wern mit.
[nach oben]
Diu her ze samen kêrten,
als si ir manheit lêrte.
dâ wart ein michel dringen.
diu swert hôrt man klingen
dâ ûf mangen îsenhuot.
vil mangem ran daz rôt bluot
ze tal über die gürtel sîn.
manic wâfenroc sîdîn
sach man dâ vast rœten
von bluot mit grôzen nœten.
halsberc unde decke
sach man entrennen kecke
mit grôzen slegen. als ich iu sag,
ez wær reck oder zag,
der dô kom zuo der erd nider,
der moht niht ûf komen wider.
ir wart erslagen ein michel teil.
swer gewinnen moht daz heil,
daz er lebentic kom von dan,
der was ein sælic man.
[nach oben]
Waz sol ich iu mêr sagen?
ir wart an mâzen vil erslagen.
herrn Saules sun Jonathâ,
der muost ouch belîben dâ,
wan er wart ze tôd erslagen.
Saul begund in tiur klagen.
er sprach: ‘vil lieber sun mîn,
sol ich von dir gescheiden sîn
nû in disem strîte?
grôz wunden wîte
kiuse ich an dem lîb dîn,
des muoz ich immer trûric sîn.
ôwê, mîn vil liebez kint,
vor leid muoz ich werden blint!
dhein semlîch kint muoter nie getruoc.
jâmers hân ich nû genuoc.’
er begund jæmerlîchen klagen:
‘mir sint ân mâzen vil erslagen
der starken hergesellen mîn!
niht lenger wil ich lebentic sîn.
ê daz mich der heiden kint
slahen, diu nû lebentic sint,
ê sol mich slahen ein mîn man.
sölher êrn ich im wol gan
baz dann mich süll scheiden
von mînem leben ein heiden.’
[nach oben]
Zwên guldîn bouge er dô truoc
an beiden armen, di wârn genuoc
geziert mit edelm steine
wâren si gemeine.
‘ô wê!’ sprach er, ‘sun Jonathâ,
ich muoz geligen bî dir dâ
tôter hie ûf disem gras.’
ze tal er dâ gesezzen was
zuo dem tôten Jonathâ.
‘mîn leben sol ich enden dâ,’
sprach er zuo sînem knehte.
‘ginc her und slach mich rehte,
sô dû sælic müezest sîn,
daz houbt von dem lîb mîn,
und nim di bouge die ich hân,
daz si ein heidenischer man
von mir iht hin dannen trag.
nû tuo als dich nû lêr mîn sag
und stich durch mich daz swert dîn
und nim dise bouge guldîn
und ouch swaz ich bî mir hân,
daz sol dir wesen undertân.’
der kneht sluoc in an der stunt,
daz im der tôt muost werden kunt,
als er den kneht hêt gebeten.
gestein und boug begund er weten
zesamen unde fuort ez dan,
für war ich iu daz sagen kan.
[nach oben]
Dô Saul unde Jonathâ
lâgen ûf dem veld dâ
beide jæmerlîch genuoc,
ir her man vienc unde sluoc.
diu arc wart in ouch genomen.
ir dheiner moht dannen komen.
si wurden erslagen und gevangen,
ez was in übel ergangen.
der kneht reit balde dan
als ein flühtiger man,
der Saulen hêt erslagen.
er begund ez Daviten sagen.
er sprach: ‘Davit herr mîn,
dû solt gar ân angst sîn,
wan Saul ist mit jâmers nôt
von mînen henden gelegen tôt.
daz botenbrôt daz gip mir.’
do sprach Davit: ‘daz tuon ich schier.
wîs mich da er lig ûf dem wal,
ich gib dir silber âne zal.’
zehant brâht er in dâ hin,
dâ er erslagen hêt in.
do in Davit dâ tôten sach,
ûz grôzem jâmer er dô sprach:
‘Saul, gewaltic künic rîch,
wie lîst dû alsô jæmerlîch
ûf diser heid als ein man,
der liut noch êr nie gewan!’
also jæmerlîch er daz sprach,
dô er Jonatham ersach:
‘ôwê,’ vil lieber friunt guot!
mîn leben stuont in dîner huot
mit dîner triuwen botschaft.
got geb dir an der sêle kraft!
des lîbes muoz ich vergezzen,
die würm wellent in frezzen.’
alsô klagt er mit grôzer nôt:
‘ez ligent hie vor mir tôt
zwên alsô gewaltig man,
den ich ie dienstes was undertân.
swie dick mir Saul gie ûf den lîp,
doch was er mir liep durch mîn wîp,
durch di lieben tohter sîn,
und durch den lieben trehtîn.
er hât mich dick brâht in nôt.’
der kneht vordert sîn betenbrôt.
er sprach: ‘vil lieber herr mîn,
dîn betenbrôt sol bereit sîn
hie alsô an disert zît.
nû sihst dû sîn tief wunden wît,
die sluoc ich im mit mîner hant;
sîn tôt wart im von mir bekant.’
Davit sprach: ‘lâz mich ân nôt!
ich gib dir schôn daz botenbrôt,
daz dû von mir hâst für vol.’
er sprach: ‘des getrou ich iu wol.’
Davit ein ander klag gevie.
er sprach: ‘sol ich nû lâzen hie
Jonatham den getriuwen man,
daz stêt mir lesterlîchen an.
ich wil ouch durch di tochter sîn
bestaten Saul den sweher mîn.’
[nach oben]
Ûf einem wagen er si sant
heim in ir selber lant.
dâ huop sich angst und nôt.
der kneht vordert sîn betenbrôt.
Davit sprach: ‘dû maht wol dagen.
sag mir, war umb hâst dû erslagen
dînen gewîhten künic hêr?
daz müet mîn herz hart sêr,
wan dû, rehter bœser man,
dû soldest im leides niht hân getân;
er was doch gewîht zwâr
und ouch mit dem öle gar
bestrichen an nôt.’
er sprach: ‘gebt mir daz betenbrôt,
des wil ich von iu niht enbern.’
er sprach: ‘des wil ich dich gewern.
ich gib dirz alsô êrlîch,
daz dû wirst freuden rîch.
sît dû ez hâst an mich begert,
sô wirst dû sîn schôn gewert.’
der kneht zorniclîchen sprach:
‘herr, mir ist daz ungemach,
daz ir mir niht gebt bî der zît
daz ich verdient hân an dem strît
und daz iur munt geheizzen hât.
die gâb wil ich an diser stat.
ich sluoc den künic zwâr,
daz im daz hirn und daz hâr
vor mir ûf dem gras lac.
ich traf in reht an sînen nac,
daz er muost ligen tôt.
dâ von gebt mir mîn betenbrôt.’